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in geflügelter Knabe reicht der auf Wolken hingegossenen
Schönheit einen Teller mit Köstlichkeiten, während ein
­kleiner Putto den Wein einschenkt. Ein Amor lugt neugierig
hervor – wem will er denn seinen Pfeil schicken? Der Kleine hinter
ihm weiß es schon, er hat den Bogen bereits gespannt.
Das sind Motive der Deckengemälde im Speisesalon des
österreichischen Kaiserzuges und sie zeigen eine heitere Welt voller
Unbeschwert­heit, voller Lust und Freude am Genuss, als gäbe
es keine Sorgen, als wäre man nicht an der Schwelle zu einer
neuen Zeit, die nicht zuletzt durch die technischen Neuerungen
eingetreten ist.
Dieser Luxus und diese Unbeschwertheit sind vorbei? Nein,
denn diese einst nur für die hohen Herrschaften vorbehaltene
Exklusivität kann heute jede Frau und jeder Mann genießen.
Es gibt ihn wieder, den Hofsalonzug der Habsburger, der einst zu
den schönsten und kostbarsten Zügen der Welt gehörte.
Er fährt wieder wie einst, und vermittelt das köstliche Gefühl zu
einer Gesellschaft zu gehören, die es zwar so nicht mehr gibt
und die endgültig untergegangen ist, deren Glanz aber bis heute
strahlt, deren lange Geschichte in vielerlei Weise sogar unsere
Gegenwart bestimmt und unsere viel bewunderte Kultur begründet
hat. Wenn auch heute unser Leben um vieles nüchterner geworden
ist, oder vielleicht gerade deshalb, ist die Sehnsucht nach Luxus
geblieben, der zu nichts anderem da ist, als zu erfreuen. Geblieben
ist auch die Sehnsucht nach einer Harmonie, die zwischen Kunst
und Technik vermittelt, um den Alltag und alle persönlichen und
öffentlichen Probleme zu vergessen und einzutauchen in eine Welt
der Träume.
E
Deckengemälde im kaiserlichen Speisewagen.
(PO)
Der Kaiserlich-Königliche
Hofzug